Mit Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion 1941 wurden Hunderttausende in der Sowjetunion lebende Deutsche aus ihren Wohnorten nach Sibirien, Kasachstan und Mittelasien deportiert. Zu den bereits vor Ausbruch des Krieges dauerhaft in der Kasachischen SSR lebenden Deutschen (über 92 000 Personen) kamen bis Anfang Februar 1942 über 400 000 deportierte Deutsche hinzu. Nach deren Aufnahme und Ansiedlung in der Republik kam es zu einem katastrophalen Mangel an Lebensmitteln, zu Hunger und zahlreichen durch Auszehrung bedingten Todesfällen vor allem unter Kindern und Jugendlichen. In ihrem Beitrag kommt Julija Podoprigora zu dem Schluss, dass die zentralen und regionalen Behörden vor dem Hintergrund des Krieges und der in der Republik herrschenden ökonomischen Schwierigkeiten nicht in der Lage waren, die Umsiedler für ihr Getreide, Vieh und sonstigen Besitz, den sie an den bisherigen Siedlungsorten zurücklassen mussten, zu entschädigen. Dadurch geriet die deportierte Bevölkerung an den Rand eines Überlebenskampfes. Die in den Jahren 1942 bis 1946 vollzogene Mobilisierung der gesamten arbeitsfähigen deutschen Bevölkerung zur Arbeitsarmee sollte nicht nur dem Zwangsarbeitssystem in der Kasachischen SSR neue Arbeitskräfte zuführen, sondern auch die sozialen Spannungen, die an den neuen Siedlungsorten entstanden waren, abbauen.
Wir bedanken uns für die freundliche Abdruckgenehmigung des Beitrages bei der Verfasserin Julija Podoprigora sowie bei dem Verlag „Litera-M“ (Astana, Kasachstan).