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Nordost-Institut
Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN e.V.) an der Universität Hamburg

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Demokratie an der Grenze

Internationale Tagung des Nordost-Instituts in Kooperation mit der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz

15Januar

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt die internationale Osteuropawissenschaft vor neue konzeptionelle und forschungspraktische Herausforderungen. Zum einen erfordert die russische Aggression weiterhin verlässliche historische, sozial- und kulturwissenschaftliche Expertise über Russland und Belarus. Zum anderen rückt die Verletzlichkeit von Staaten und Demokratien an der nordöstlichen Westgrenze eines der großen europäischen Imperien in den Blick, die bisher als Peripherie Russlands und der Sowjetunion durch die Osteuropaforschung eher vernachlässigt wurden.

Die Tagung „Demokratie an der Grenz. Scheitern und Erfolg offener Gesellschaften in Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Ukraine, Belarus und Russland, 1825 - 2025" führt beide Perspektiven, den Erhalt der Russland-Kompetenz und den postimperialen Blick auf nichtrussische Gesellschaften, Völker und Staaten zusammen und leistet damit einen Beitrag zur Rekonzeptionalisierung der Osteuropawissenschaften. Sie nimmt den 200. Jahrestag des gescheiterten russischen Dekabristenaufstandes (1825) zum Anlass zu fragen, warum offene Zivilgesellschaften in Russland und Belarus immer wieder scheiterten, während sie in an der nordwestlichen Peripherie des ehemaligen Russländischen Imperiums (bis 1917) bzw. der Sowjetunion (bis 1991) und im postsowjetischen Raum, also den heutigen Staaten  Nordost- und Ostmitteleuropas, tragfähige demokratische Traditionen ausbilden konnten.

Die Tagung untersucht vergleichend für fünf Regionen (bzw. acht Länder: Finnland; Estland und Lettland; Litauen und Polen; die Ukraine; sowie Russland und Belarus) nicht nur die Geschichte der politischen und sozialen Systeme selbst, sondern auch deren tiefer angelegte Voraussetzungen. Welche Faktoren ließen die Geschichten der liberalen Ideen, der Demokratie und im weitesten Sinne der offenen (Zivil-)Gesellschaften auf den (ehemaligen) Gebieten des Russländischen Imperiums bis heute einen so unterschiedlichen Verlauf nehmen? Was sind die tieferen Ursachen für ihr Gelingen oder Scheitern bis heute?

Der analytische Zugriff erfolgt über vier Längsschnitte die einem Land oder einer Region zugeordnet sind, aber auch übergreifend angelegt sein können:

  • die religiösen, philosophischen und ideologischen Grundlagen politischer Entwürfe (politische Anthropologie: Welt- und Menschenbilder, Werte, Ideologie);
  • die Verfasstheit kollektiver Erinnerungen (Geschichtsnarrative: kollektive Identität und gesellschaftliche Homogenität versus individuelle Lebensentwürfe);
  • die ökonomischen Bedingungen für Partizipation (Ökonomie: ökonomische Macht und Verteilung, technische Innovation, wirtschaftliche Dynamiken);
  • und die Räume für Zivilgesellschaft sowie die „Spielräume“ für die Einübung von Praktiken der Partizipation Einzelner (Sozialgeschichte: Bildung, Gesellschaften, Vereine, Parteien).

Der öffentliche Vortrag „Eine kurze Geschichte des Liberalismus in Russland und seines Scheiterns (19. und 20. Jahrhundert)" von Prof. Dr. Dietmar Neutatz, Universität Freiburg findet im Foyer des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg um 18:30 Uhr statt. 

Diese Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit des Nordost-Institut, Lüneburg in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte des Historischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz.

Kontakt: sekretariat@ikgn.de