Mit der Onlineplattform „Übersetzte Geschichte“ hat sich das Nordost-Institut zur Aufgabe gestellt, grundlegende und aktuelle Beiträge von Historikerinnen und Historikern aus den Ländern des östlichen Europas in deutscher Übersetzung zur Verfügung zu stellen, sie in der Forschung zu verorten und damit den Dialog transnational zu erleichtern und sachkundiger zu machen. Mit dem soeben veröffentlichten, neuesten Beitrag reagiert das Nordost-Institut auf die aktuelle Situation und historische Auseinandersetzung in der Ukraine, wie sie durch den Angriff Russlands auf das Land provoziert wurde.
Volodymyr V. Holovko, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der Ukraine und des Razumkov-Zentrums in Kyiv, stellt in seiner Abhandlung „Die militärische Aggression der Russländischen Föderation gegen die Ukraine“ die Geschichte des Angriffs Russland auf die Ukraine dar - beginnend mit der Annexion der Krim am 20. Februar 2014. Neben einem systematischen Überblick über die wichtigsten Ereignisse entwickelt Holovko eine Periodisierung der Aggression. Er arbeitet die Ziele der russländischen Ukraine-Politik sowie die Reaktion des ukrainischen Staates und der Gesellschaft auf die brutale Einmischung des Nachbarlandes heraus. Gestützt auf eigene Forschungen sowie in Auswertung der Arbeiten ukrainischer Historiker/Historikerinnen und Sozialwissenschaftler/Sozialwissenschaftlerinnen, die seit 2014 entstanden, liefert der Autor zugleich fundierten Einblick, wie vor dem großangelegten Angriff im Februar 2022 der Krieg in der ukrainischen Geschichtsforschung interpretiert wurde.
Holovkos Abhandlung ist ein zentraler Beitrag des ersten Zusatzbandes der Enzyklopädie der Geschichte der Ukraine, die von der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine zwischen 2003 und 2013 in zehn Bänden herausgegeben wurde. Ziel des historiografischen Großprojektes war es, ausgehend von neu zugänglichen Quellen und neuen methodischen Ansätzen die Darstellung der Geschichte der Ukraine einer aktualisierenden Revision zu unterziehen. Der 2021 publizierte erste Zusatzband ist der jüngsten, seit 2014 vom Angriff Russlands auf die Ukraine gezeichneten Geschichte des Landes gewidmet. Holovkos Beitrag kommt in diesem Band eine zentrale Rolle zu. Der umfangreiche, von André Böhm und Dmytro Myeshkov aus dem Ukrainischen ins Deutsche übersetzte Text, ist auf der Onlineplattform „Übersetzte Geschichte“ frei zugänglich. Er wird von einer Einführung Dmytro Myeshkovs begleitet.