Der Ausbruch des vollumfänglichen Krieges Russlands gegen die Ukraine hat im Fach Kunstgeschichte den Prozess einer Revision forciert, die ausgehend (nicht nur) von der Kunstgeschichte des östlichen Europas, die Wissenssysteme und -voraussetzungen des Faches einer Kritik unterzieht. Der Beitrag „Die blinden Flecken der Kunstgeschichte? Das Beispiel Ukraine“ von Katja Bernhardt, Robert Born, Antje Kempe, Aleksandra Lipińska, Mateusz Kapustka und Beate Störtkuhl stellt, mit Blick auf die kunstgeschichtliche Forschung in Deutschland und in Polen, die Frage, warum die Kunstgeschichte der ukrainischen Länder kaum bzw. nur ausschnitthaft in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung präsent ist. Tatsächlich, so das Ergebnis der Analyse, lassen sich fachspezifische und überfachliche Faktoren benennen, die zu dieser Forschungssituation geführt haben. Diese herauszuarbeiten und Alternativen dazu zu entwickeln stellt eine Herausforderung für die zukünftige kunsthistorische Forschung dar.
Der Beitrag ist Teil der von Kilian Heck und Aleksandra Lipińska herausgegebenen Publikation „Als der Krieg kam ... . Neue Beiträge zur Kunst in der Ukraine“, in der die Ergebnisse des Ukraineforums veröffentlich sind, das in unmittelbarer Reaktion auf den Beginn des Krieges gegen die Ukraine kurzfristig im Rahmen des 36. Deutschen Kunsthistorikertages (Stuttgart, März 2022), organisiert worden war.