Das Nordost-Institut (Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa - IKGN e. V.) erlebt 2024 einen personellen Umbruch. Zum 1. August 2024 scheidet unser Direktor, Prof. Dr. Joachim Tauber, im Zusammenhang mit dem Erreichen des Rentenalters aus.
Prof. Joachim Tauber wurde 1989 an der Universität Erlangen-Nürnberg im Fach Geschichte promoviert, war dann Wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte und kam 1990 an das Institut Nordostdeutsches Kulturwerk e. V. nach Lüneburg, wie der Vorgänger des Nordost-Instituts damals hieß. Von 1993 bis 2001 leitete er dort das Nordostdeutsche Archiv. Anschließend begleitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter die Neugründung des Nordost-Instituts, die 2002 mit einer wissenschaftlichen Neuorientierung unter starker Einbeziehung der Beziehungsgeschichte der Deutschen mit ihren nordosteuropäischen Nachbarn einherging. Das neue Nordost-Institut kooperiert seit 2004 als An-Institut mit der Universität Hamburg. 2010 übernahm Joachim Tauber die Leitung des Instituts als Direktor, 2013 habilitierte er sich an der Universität Hamburg für Neuere Geschichte mit einer Arbeit zum jüdischen Arbeitseinsatz in Litauen 1941–1944. Er lehrte regelmäßig an der Universität Hamburg und wurde 2017 zum Professor ernannt. Seit 2020 ist er deutscher Co-Vorsitzender der Deutsch-Russischen Geschichtskommission. Der geographische Schwerpunkt seiner Arbeit ist Litauen, und er hat sich nicht zuletzt um die Beziehungen des IKGN auch zu den anderen baltischen Staaten verdient gemacht.
Kommissarisch wird bis zum 1. Oktober 2024 sein Stellvertreter, Prof. Dr. Victor Dönninghaus, das IKGN leiten. Prof. Dönninghaus wurde 1993 an der Staatlichen Universität Dnipropetrovs’k (heute Dnipro) promoviert. 2006 habilitierte er sich an der Universität Freiburg/Breisgau, wo er 2009 zum Außerplanmäßigen Professor ernannt wurde. Seine wissenschaftlichen Arbeiten befassen sich zentral mit der Nationalitätenpolitik in der Sowjetunion. Von 2009 bis 2013 war er Stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Moskau, seitdem ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des IKGN, seit 2014 Stellvertreter des Direktors. 2013 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Staatlichen Technischen Universität Saratov verliehen.
Zum 1. Oktober 2024 erwarten wir unsere neue Direktorin, Frau Privatdozentin Dr. Kirsten Bönker. Frau Privatdozentin Bönker wurde an der Universität Bielefeld Magistra Artium und 2007 mit einer Arbeit über die Lokalgeschichte im Gouvernement Saratov im 19./20. Jahrhundert promoviert. Nach Elternzeiten habilitierte sie sich 2017 an der Universität Bielefeld über die politische Kommunikation in der späten Sowjetunion. Nach Gastprofessuren in Frankreich, den USA und Litauen sowie mehreren Lehrstuhlvertretungen ist sie seit 2021 Leiterin der Abteilung für Osteuropäische Geschichte des Historisches Instituts der Universität zu Köln als Akademische Oberrätin a. Z.
Im Namen des Vorstands danke ich Professor Joachim Tauber für seine langjährige Tätigkeit, die dem IKGN einen würdigen Platz in der deutschen Wissenschaftslandschaft verschafft hat. Die Organisation des Umzugs in ein modernen Anforderungen genügendes Gebäude hat er mit großem Elan und Energieaufwand geleistet. Wir hoffen auf weitere gute Zusammenarbeit, denn Wissenschaftler lassen ja nicht mit der Altersgrenze den Griffel (oder die Computermaus) fallen. Und wir freuen uns auf Frau Privatdozentin Bönker, die neben ihren bisherigen Themen unter anderem vorhat, „Flucht, Vertreibung und Migration als transnationale Verflechtungsgeschichte des Kalten Krieges und der 1990er Jahre“ zu bearbeiten.
Prof. Dr. Frank Golczewski
Vorsitzender des Vorstands des IKGN e. V.