Translokale Verflechtungen und Partnerschaften zwischen ost-, westdeutschen und (post-)sowjetischen Städten, 1957 - 2000
Die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Leningrad stellte bei ihrer Anbahnung 1957 auf beiden Seiten ebenso ein Politikum wie eine außenpolitische Sensation dar. Während Partnerschaften zwischen Städten der Sowjetunion und anderen Staaten des Warschauer Paktes ein traditionelles Symbol der Völkerfreundschaft darstellten, nahmen die Kontakte zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion auf translokaler Ebene erst seit den späten 1960er Jahren zu: Jugendreisen, Tourismus, Kunstausstellungen, Ballettaufführungen usw. standen im Zeichen der Neuen Ostpolitik. Für die außenpolitische Öffnung während der Perestrojka stellten Städtekontakte eine zentrale Strategie der Annäherung Michail Gorbačevs dar.
Das Projekt untersucht die Praktiken der friedlichen Koexistenz, der Verständigung und Annäherung, aber auch der Abgrenzungen zwischen den politischen Blöcken im Vergleich zu den translokalen Praktiken der sozialistischen Völkerfreundschaft anhand von ost- und westdeutschen Städten mit (post-)sowjetischen über die politischen Zäsuren der Perestrojka, der deutschen Wiedervereinigung und dem Zusammenbruch der Sowjetunion hinweg. So rücken aus westdeutscher Sicht die translokalen Verflechtungen in den Blick, die die Neue Ostpolitik der sozialliberalen Regierung zum Teil vorwegnahmen und später mit Leben füllten. Sie werden mit den ideologisch stark gerahmten Partnerschaften zwischen Städten der DDR und der UdSSR verglichen, um Kontinuitäten und Wandel in der Transformationsperiode ab 1991 vergleichend einzuordnen. Im Mittelpunkt stehen die Partnerschaften Hamburg - Leningrad/St. Petersburg - Dresden, Duisburg - Vilnius - Erfurt, Bremen - Riga - Rostock, Kiel -Tallin - Schwerin, Oberhausen - Saporižžja - Magdeburg.