‘Russia Is No Riddle‘:
Westliche Auslandskorrespondent:innen in der Sowjetunion (1945 - 1991)
Das Projekt untersucht, wie westliche Korrespondent:innen den Kalten Krieg medial konstruiert, zu den Aushandlungen über die konkurrierenden politisch-sozialen Ordnungen beigetragen und nicht zuletzt damit die politischen Annäherungen bzw. Abgrenzungen gerahmt haben. Im Vordergrund stehen französische, westdeutsche und amerikanische Korrespondenten, um ein transnationales Spektrum an unterschiedlichen innen- und außenpolitischen Konstellationen im Zusammenspiel mit jeweils medienspezifischen Strukturen aufzuzeigen. Mit der Russischen Revolution gewannen Korrespondenten als Experten und Interpreten eines alternativen Gesellschaftsmodels eine neue Position nicht nur im innenpolitischen Feld ihres jeweiligen Heimatlandes, sondern auch in der Europäischen Öffentlichkeit. Der Kalte Krieg als Informationskrieg ist ohne die Analyse der publizistischen und audiovisuellen Verdichtung der Mediengesellschaften und ihrer Akteur:innen nicht zu verstehen. Zugleich unterschied sich die politische Binnenlage in den westlichen Ländern hinsichtlich der Rolle der kommunistischen Parteien, die teils an Bedeutung verloren, teils wie in Frankreich und Italien weiterhin eine wichtige innenpolitische Kraft darstellten. Damit gewannen die Korrespondent:innen als Expert:innen vor Ort und ihre Reportagen in den internationalen Beziehungen im Laufe des Kalten Krieges weiter an Bedeutung. Das Projekt untersucht, wie sie transnational konkurrierende Ordnungsvorstellungen und letztlich den Kalten Krieg konstruierten, wie sie zu Brückenbauern bzw. Informationskriegern wurden.
Das Projekt wird von der Gerda Henkel Stiftung gefördert.